Delegationsreise nach Sochos und Lagadas (Griechenland)

(2.10.2012 bis 6.10.2012)

Teilnehmer der ReiLagadas1se:

Herr Bezirksbürgermeister Norbert Kopp
Herr Bezirksstadtrat Norbert Schmidt mit seiner Ehefrau Brigitte Schmidt
Sowie die Bezirksverordneten Frau Dr. Claudia Wein, Herr Michael McLaughlin, Herr Volker Semmler und Herr Carsten Berger
Für den Städtepartnerschaftsverein die Geschäftsführerin Frau Kerstin Breidenbach

2.10.2012

Die Reise begann mit einem frühen Abflug von Tegel nach Wien und von dort nach Thessaloniki. Lagadas ist sowohl eine Stadt als auch der Name der Gemeinde in die die vormals selbständige Gemeinde Sochos eingegliedert wurde. Diese liegt etwa 15 km von Thessaloniki entfernt. Die Damen der Delegation wurden mit Blumen begrüßt und die komplette Delegation wurde zum Hotel gebracht.

Nach einem kurzen Aufenthalt ging es zum Rathaus von Lagadas, wo wir bereits vom Bürgermeister und den Mitgliedern des Gemeinderates erwartet wurden. Nach div. Reden und Grußworten wurde die Partnerschaft zwischen beiden Parteien „erneuert“. Danach folgte ein Essen.

 

 

Langadas2Danach hatten wir die Möglichkeit, eine Ausgrabungsstätte zu besichtigen. Der Leiter (die Ausgrabungen erfolgen auf eigene Kosten und werden nicht öffentlich gefördert) erklärte, dass die Arbeiten in enger Zusammenarbeit mit der Universität von Weimar erfolgen. Gegenstände, die gefunden werden, insbesondere Versteinerungen von Tieren oder deren Überresten konnten wir in einem kleinen Museum in der Nähe bewundern. Vor dem Museum stand ein Stein aus der Zeit Alexanders des Großen, der dieser Stadt die Stadtrechte verliehen hatte.

Von dort ging es zu einem kleinen Betrieb, der hoffentlich im kommenden Jahr auf der Grünen Woche mit heimischen Produkten vertreten sein wird. Angefangen hatten die Mitarbeiter als Mitglieder einer Gruppe, die Feiern ausgerichtet hat und immer wieder gefragt wurde, ob sie nicht diese oder jene der selbst hergestellten Köstlichkeiten verkaufen würden. Wir wurden auch mit Kostproben wie z. B. selbst gebackenem Weißbrot, eingelegten Feigen und Kuchen verwöhnt.

Langadas3Von dort besuchten wir einen Ort der ebenfalls zur Gemeinde gehört. Es gab ein Instrumentenmuseum zu besichtigen, in dem Nachbauten historischer Instrumente inihrer Entstehung zur jeweiligen Zeit ausgestellt waren. Wir wurden vom Ortsvorsteher geführt und es wurde ein köstlicher Likör und Wildfeigen kredenzt. Nach dem Abendessen sind wir ins Hotel zurückgekehrt.

 

 

 

3.10.2012

Langadas4Am 3.10. dem Tag der Deutschen Einheit fand morgens ein Kongress statt. Dieser wurde in Räumen, die zur Therme von Lagadas gehören,abgehalten. Thema war die Vermarktung der regionalen Produkte. Die Schwerpunkte der Referenten boten ein weites Spektrum. Von einem Vertreter der IHK, über eine Referentin zum Thema „Regionalwährung Chiemgauer“, Genossenschaften (in Griechenland bisher völlig unbekannt) bis zu einem Vortrag von Herrn Kopp zum Thema Kleingärten. Einer der Referenten war das Mitglied des Abgeordnetenhauses Herr Goiny, der nicht zu Unrecht mehrfach ausführte, daß griechische Produkte, die aufgrund ihrer Qualität einen internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen, außerhalb Griechenlands völlig unbekannt sind. Jeder Europäer kennt Grappa (Schnaps aus Trester). Auch in Griechenland wird ein ausgezeichneter Tresterschnaps mit Namen Zipporo gebrannt.

Die Vorträge waren sehr interessant, lagen allerdings leider nicht in schriftlicher Form vor. Es wäre sicher gut gewesen, wenn man das ein oder andere noch hätte „nachlesen“ können. Von einem Referenten wurde ausgeführt, daß z. b. über 95 % aller Bankgeschäfte völlig von der Realwirtschaft „abgekoppelt“ sind. Herr Goiny war zwar kein „offizielles“ Mitglied unserer Delegation, allerdings haben wir uns erfreulich häufig bei Veranstaltungen getroffen, denn er fährt seit etlichen Jahren nach Griechenland und ist mit der Situation vor Ort gut vertraut.

Langadas5Nach den Vorträgen haben wir uns im Hotel umgezogen, denn am Abend wurde feierlich der Platz vor den Thermen in „Steglitz-Zehlendorf-Platz“ benannt. Nachm diesem Festakt lud der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Thessaloniki zu einem Empfang auf dem es auch sehr beeindruckende Tanzdarbietungen gab.

Wir haben von unseren Gastgebern am Rande mitbekommen, dass es wohl Proteste gegeben haben soll, von denen wir selbst allerdings keine erlebt haben. Die Presse hat überwiegend positiv berichtet, obwohl es auch negative Berichterstattung gab. Wobei ich es persönlich als positives Zeichen sehe, wen in der Presse alle Seiten zu Wort kommen.

In einer Demokratie gehören auch kritische Stimmen dazu und solange es dem Leser selbst überlassen bleibt, sich eine eigene Meinung zu bilden, sollte man die Darstellung in den Medien vielleicht nicht unbedingt auf die Goldwaage legen.

4.10.2012

Langadas6An diesem Tag haben wir Sochos besucht. Auch dort gibt es einen Städtepartnerschaftsverein, in dem wir sehr herzlich begrüßt wurden. Mit Käse, Zipporo und Tulumba (ein sehr wohlschmeckendes Gebäck). Herr Goiny hat uns an diesem Tag begleitet. Nach dem Städtepartnerschaftsverein haben wir einen Rundgang erst durch die Kirche von Sochos und dann durch den Ort unternommen. Streng genommen, wurde die Kirche ohne Baugenehmigung errichtet, denn dieser Teil Griechenlands war je nach Grenzziehung der Mächtigen ihrer Zeit Zankapfel zwischen div. Völkern und Kulturen. Die Kirche ist überwiegend aus Holz und von der Ausstattung her sehr beeindruckend. Mich persönlich hat das Gebäu an die Friedenskirche in Schweidnitz erinnert. Wem die Geschichte dieser Kirche nicht geläufig sein sollte: Ein Ergebnis des Westfälischen Friedens war die Tatsache, dass es Protestanten im katholischen Schlesien erlaubt wurde, Kirchen zu bauen. Außerhalb der Stadt, nur aus Holz und die Bauzeit durfte nicht länger als ein Jahr betragen. In der Hoffnung, dass diese Auflagen nicht erfüllt werden könnten, betrachtete man das „Problem“ als „erledigt“, nur um anschließend festzustellen, daß es den Zusammenhalt der Gemeinde sehr gestärkt hatte. Die Kirche in Griechenland galt immer als „Hüterin“ der griechischen Traditionen, insbesondere in bewegten Zeiten. Vom Selbstverständnis her betrachtet man sich als Nachfahren des Mazedonischen Reiches.

Langadas7Zum Ort Sochos gehört auch ein kleines Museum, in dem u. a. Kostüme ausgestellt sind, die sehr an allemannische Fastnacht erinnern. Den Brauch, den Winter auszutreiben, gibt es auch in Griechenland. Anschließend haben wir das Frauenkloster besucht. Dort wurden wir mit Kaffee, Zipporo, Tulumba und selbstgemachtem Konfekt (sehr wohlschmeckend) bewirtet. Da Frauen das Kloster auch nur in Röcken betreten dürfen, haben wir am Eingang „Leihröcke“ bekommen, weil alle drei Damen Hosen trugen. Nach dem Frauenkloster haben wir dem ganz in der Nähe liegenden Männerkloster einen Besuch abgestattet und wurden dort ebenfalls liebevoll empfangen und bewirtet.

Da wir ja länger nichts gegessen hatten, stand nunmehr der Besuch in einer Käserei mit Verkostung an. Nach einer sehr interessanten Führung durch die Käserei, die seit mehreren Generationen in Familienbesitz ist und deren Chefin als Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet wurde, gab es noch die Möglichkeit sich durch das umfangreiche Angebot „durchzukosten“. Für meinen Geschmack war ein Käse köstlicher als der andere, obwohl ich einräumen muss, dass ich nicht alle kosten konnte; es waren ein paar zu viel für das Fassungsvermögen meines Magens. Wer sich im Internet informieren möchte www.proikas.gr

Langadas8Nach einem (ausführlichen) Essen stand ein Besuch in einem Weingut auf dem Programm. Der Winzer baut schon seit mehr als 30 Jahren Biowein an, also nach streng ökologischen Maßstäben. Auch dort wurden wir nach einer Besichtigung des Betriebes und einem Besuch in einem etwas entfernter liegenden Gebäude (das für Veranstaltungen gemietet werden kann und einen phantastischen Ausblick bietet) wiederum mit Köstlichkeiten bewirtet.

Das Abendessen, das in Griechenland traditionell später eingenommen wird als in Deutschland fand in einem Restaurant in einer Ortschaft statt, die ebenfalls zur Gemeinde gehört. Die Ortsvorsteherin nahm an dem Abendessen teil es war ein sehr vergnüglicher Abend, an dem auch viel getanzt und gelacht wurde. Auch unsere Herren haben eine „kesse Sohle auf´s Parkett gelegt“.

5.10.2012

Langadas9Am Morgen haben wir das Denkmal in Lachanas besucht. Lachanas war eine Art „Robin Hood“ der Griechen. Der Ort wurde nach ihm benannt. Das Denkmal befindet sich auf einer Anhöhe und bietet einen guten Überblick über die Landschaft, die der Schauplatz einer blutigen Schlacht war. Dieser Teil Griechenlands gehörte seinerzeit zum Osmanischen Reich und es waren Kämpfer aus Bulgarien, die hier gegen Griechen aus Südgriechenland kämpften, denn die Griechen in dieser Gegend waren längst in der Unterzahl, was die Ethnien der Bevölkerung anging. Auch hier fand eine Art ethnischer Säuberung statt, um den Preis, dass bei Neuordnung der Länder Menschen ihre angestammte Heimat verlassen mussten, wenn sie nicht als Fremde unter fremder Herrschaft leben wollten.

Langadas10Danach haben wir ein Naturkundemuseum besichtigt, durch das uns der Leiter führte. Es ist eine private Ausstellung von Tieren, die sehr aufwändig und lebensecht präpariert wurden.

Im Anschluss ergab sich die Gelegenheit einen kleineren Soldatenfriedhof, auf dem britische Soldaten beigesetzt sind, zu besichtigen.

Langadas11Das Mittagessen fand in einem Komplex statt, der nicht nur ein hervorragendes Restaurant, sondern auch eine kleine Kapelle beherbergt. Ein Hotel ist geplant. Wann der Bau realisiert wird steht noch nicht fest. Bedarf ist da, insbesondere von Hochzeitsgästen, die sich in der Kapelle trauen lassen, nur ist die Finanzierung aufgrund der Wirtschaftskrise nicht gesichert.

Vor dem Essen zeigten uns die Gastgeber noch die höchste Erhebung der Gegend, ein Berg mit einer beeindruckenden Aussicht und einer kleinen Kapelle. Das nachfolgende Essen war köstlich. Der Bürgermeister von Lagadas und Herr Goiny gaben uns die Ehre.

Langadas12Am Abend gab es noch eine Führung durch die Thermen, die schon sehr alt sind, gerade liebevoll restauriert werden und definitiv einen Besuch wert sind. Wir wurden vom Bürgermeister von Langadas selbst geführt. Seine Familie hat ihn an diesem Abend begleitet. Danach gab es noch ein gemeinsames Abendessen auf dem sich alle Delegationsmitglieder bei den Gastgebern bedankten. Es war unser Abschiedsabend.

 

 

6.10.2012

Dr. Claudia Wein und ich traten die Heimreise an, während die anderen Delegationsteilnehmer noch zum Berg Athos fuhren. Diesen dürfen allerdings nur Männer besuchen.

Langadas13

Mir persönlich hat die Reise viel Freude bereitet. Es war innerhalb des Vorstandes abgesprochen, das einer von uns an dieser Delegationsreise teilnehmen sollte, um eine Bürgerreise vorzubereiten.

Als Fazit bleibt mir nur festzuhalten, daß wir überall herzlich und freundlich aufgenommen wurden. Unsere Gastgeber und wir haben sehr offen und sehr frei miteinander gesprochen und es war beeindruckend, wie gut sie die Situation selbst analysiert hatten und was sie entweder schon unternommen haben oder noch unternehmen werden, um die Krise zu überwinden.

Während ich den Analysen der Politiker lauschte erinnerte ich mich daran, daß es doch Berater der amerikanischen Bank Goldman Sachs waren, die die griechische Regierung in Sachen Beteiligung am Euro berieten. Ein Schelm wer jetzt die Frage aufwirft, ob man die strukturellen Probleme nicht damals schon hätte erkannt haben können, und somit 10 Jahre Zeit „verschenkt“ hat, die gut hätte genutzt worden sein können, um schon mal anzufangen und es gar nicht erst soweit kommen zu lassen. Ein Scheitern Europas würde andere stärken und das Aufflackern alter Ressentiments, scheint glücklicherweise nicht zu funktionieren. Es wird immer ein paar geben, die in der Vergangenheit leben und viele, die (wie u. a. auch meine Kinder) sich mittlerweile ganz selbstverständlich als Europäer definieren. Unsere Herkunft mag unterschiedlich sein, aber viele Erfahrungen wie Besetzung, Kämpfe, Vertreibung und die Sehnsucht nach Frieden verbinden uns.

Insbesondere wir Deutschen sollten uns der Tatsache besinnen, daß es nach dem Krieg Menschen gab, die uns eine helfende Hand entgegen streckten und uns die Chance gaben, unser Land wieder aufzubauen. Wir sollten uns auch der Tatsache besinnen, dass es uns möglich war, die Teilung unseres Landes zu überwinden. Von der Solidarität, die wir empfingen, können wir sicher etwas „abgeben“.

In diesem Sinne sollten wir unsere Freunde besuchen, auch wenn es harte Arbeit sein wird, die vielen Köstlichkeiten zu konsumieren und die zahlreichen interessanten Plätze zu besichtigen.

Ich bedanke mich bei unseren Gastgebern für die erlebnisreiche und eindrucksvolle Zeit und bei meinen Mitreisenden für ihre angenehme Gesellschaft.

Kerstin Breidenbach
(Bilder: Carsten Berger)

– Wir danken dem Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf  für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung  –

Über Kerstin Breidenbach

Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf (www.bsz-spv.de) und Bürgerstiftung (www.buergerstiftung-sz.de)
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