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Vom Erfinden und Misslingen: Ausstellungen über Innovation im Goerzwerk. „Ich möchte uns alle ermutigen, es den Pionieren gleichzumachen, die in dieser Ausstellung gezeigt werden – und die sicher auch an der einen oder anderen Stelle mal wieder von vorne angefangen haben, um dann umso wertvollere Idee und Innovationen hervorzubringen – made in Berlin Südwest!“ Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin, war sichtlich begeistert, als er vergangene Woche als Gastredner die Ausstellung „Made in Berlin Südwest. Innovation trifft Tradition“ eröffnete. Vor dem Kreativ- und Start-up-Zentrums „Goerzwerk“ in Lichterfelde hatten sich um die neugierige 70 Gäste versammelt; bis zum 19. November werden im Foyer der ehemaligen optischen Fabrik von Carl Paul Goerz Erfindungen und Innovationen aus dem Doppelbezirk Steglitz-Zehlendorf präsentiert.
Von Werner von Siemens elektrischer Eisenbahn (1879), vom „Normalsegelapparat“ der Brüder Otto und Gustav Lilienthal und der Kilometer-Photografie der Neuen Photographischen Gesellschaft von Arthur Schwarz wird in der Ausstellung erzählt. Die Entwicklung des Radios (Siegmund Loewe) und des Fernsehens (Manfred von Ardenne) erhielten aus dem Südwesten kräftige Stubser.
Genug der Geschichte: Innovationen von heute gefällig? In der S-Bahn hören Sie die Ansage dank eines Systems der Firma GSP Sprachtechnologie, einer Ausgründung der Technischen Universität. Die Firma Knauer, ein Global Player und Hersteller für wissenschaftliche Messgeräte, hat seit Jahren ihren Firmensitz Zehlendorf: 1985 gewann das Familienunternehmen den Berliner Innovationspreis mit einem Proteinsequenzer (wie Knauer seine Mitarbeitenden am Erfolg beteiligt, lesen Sie hier). Der Lichterfelder Peter Busse entwickelte 1994 mit Pitlock ein intelligentes Sicherunsgsystem zur Fahrradcodierung; die Firma Autotissue stellt nicht etwa Schnupftücher für Autofahrer her, sondern entwickelt „dezellularisierte biologische Implantate“ – sie helfen, um den Bedarf an Langzeitmedikamenten zu verringern.
Im ersten Stock der Ausstellung geht der Blick in die Zukunft: Das FUBIC, das Start-up- und Innovationszentrum in der Fabeckstraße, stellt sich vor – noch werden auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals Gebäudeteile abgetragen und saniert, bis 2024 soll das FUBIC fertig sein. Sechs Start-ups der Freien Universität präsentieren in Kurzform ihre Ideen: Die eine Firma „übersetzt Mathematikunterricht in interaktive Science-Fiction-Serien“ (Mastory), die andere bietet Bio-Tee, -Kaffee und -Gewürze im Mehrzweckglas an (Karma Kollektiv).
„Früher war es häufig eine Einzelperson, die Innovationen hervorgebracht hat“, sagte FU-Präsident Ziegler in seiner Eröffnungsrede, „Heute sind disziplinenübergreifende und interkulturelle Teams gefragt.“ Noch ein Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Die Männerdichte im historischen Teil der Präsentation ist erdrückend; im ersten Stock sieht das schon etwas anders aus.
Sie empfehle die Ausstellung auch den Schulen für einen Besuch, erklärte Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowsky (CDU) bei der Eröffnung – es lohne sich. „Mit der Ausstellung hat der Zukunftsort Berlin Südwest ein exzellentes Aushängeschild“, sagt sie. Doch das Bonmot des Abends gehörte, von Günter M. Ziegler ausgesprochen – dem Innovationsneurotiker Woody Allen: „If you’re not failing every now and again, it’s a sign you’re not doing anything very innovative.“ Die eingeladene Créme de la Créme der Innovation – vom FUBIC-Betreiber über den Charité-Vorstand und den Präsidenten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung bis zum Leiter der FU-Gründervilla – applaudierte heftig.
- Veranstalter von „Made in Berlin Südwest. Innovation trifft Tradition“ sind das Regionalmanagement Südwest und das Goerzwerk. Die Ausstellung in der Goerzallee 299 ist montags bis freitag von 9 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr zu sehen; der Eintritt ist kostenlos.
30.08.2021 - 19.11.2021
ganztägig
Goerzwerk
Goerzallee 299
Berlin