Lesung: Albert Tullio Lieberg liest “Bruch” und “Backsteine”

10.10.2013
19:30
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Eine Gradwanderung zwischen Surrealismus und Existenzialismus.

Albert Tullio Lieberg,
Sohn eines estländischen Vaters und einer italienischen Mutter, wird in Mailand geboren. Er wächst im Ruhrgebiet auf – Gelegenheitsjobs und Sänger einer Punkrockband. Nach dem Diplom in Soziologie und Wirtschaft, beendet er in London das Studium des lyrischen Gesangs. Es folgt parallel dazu die Promotion in Entwicklungspolitik an der Universität München.
Auch nach seiner Ausbildung arbeitet er immer wieder als Statist und Schauspieler für Theater und Film, als Kellner und Barmann, als Zeitungsbote, in Gärtnereien, als Landarbeiter auf Plantagen und als Montagearbeiter in Stahlwerken. In den neunziger Jahren zieht er nach Rom, später
nach Barcelona, heute lebt er meist in Berlin. Seit über fünfzehn Jahren ist er immer wieder als Entwicklungsberater für die Vereinten Nationen in Krisengebieten tätig. Er schreibt
Romane, Erzählungen, und Kurztexte. „Bruch“ (Feldgespräche) und „Backsteine“ stammen aus Terach (einem Band mit elf Erzählungen).

Bruch
Hochsommer auf einer großen mediterranen
Insel. Ein wenig erfolgreicher Schriftsteller
sitzt unter einem gelben Sonnenschirm auf
einem Korbstuhl an einem kleinen Tisch
inmitten eines riesigen abgeernteten
Getreidefeldes. Er will schreiben, doch ihm
fällt nichts ein. Er steht auf und läuft durch
das gelbe Feldermeer, die Gluthitze begleitet
ihn. Er stößt auf einen anderen Schriftsteller,
der genauso aussieht wie er, und dem auch
nichts einfällt. Sie fangen an sich zu
unterhalten. Ein dritter Schriftsteller taucht
auf, der ebenso aussieht wie die anderen.

Backsteine
Ein Mann betrachtet rote Backsteine. In
diesem Moment offenbart sich ihm sein
Leben. Er sieht nur einen Ausweg und fasst
einen unwiderruflichen Entschluss. An
einem späten Nachmittag läuft er wie jeden
Tag nach der Arbeit zu einem Schnellimbiss.
Der Mann bestellt bei dem Angestellten eine
Pizza. Bevor er wieder geht, installiert er
Plastiksprengstoff auf der Toilette. Auf dem
Weg nach Hause läuft er an einem Möbelgeschäft
vorbei, in dem er vor Jahren ein
Sofa mit Backsteinmuster gekauft hat. Der
Mann trifft seine Frau in einem Park. Sie
hält ihren schlafenden Sohn im Arm.
Nachdem sie eine leere Allee entlanggelaufen
sind, beschließen sie essen zu gehen…


10.10.2013
19:30

Morgenstern - Antiquariat und Café
Schützenstr. 54
Berlin


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