Andrea Pichl – Dogmen

10.06.2022 - 14.06.2022
10:00 - 18:00
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Wie eine Feldforscherin geht die Künstlerin Andrea Pichl auf Spurensuche. Im Fokus stehen die Gestaltungsformen des Alltäglichen, sowohl in historischer als auch gegenwärtiger Form. Es kann sich dabei um vernachlässigte Architekturen im sozialen Wohnungsbau, um die Gestaltung von Vorgärten und Häusern ebenso wie von Inneneinrichtungen handeln, die ihr Interesse wecken. Nach ihren Recherchen verarbeitet Pichl ihre künstlerische Interpretation in verschiedenen Medien wie Collagen, Fotografien, Installationen und Zeichnungen. Ihr neuestes Forschungsprojekt ist das „Behelfsheim“, welches 1943 vom „Reichskommissar für den sozialen Wohnungsbau“ u.a. beim ehemaligen Bauhausschüler von Walther Gropius Ernst Neufert mit dem Ziel in Auftrag gegeben wurde, „Luftkriegsbetroffenen“ die Möglichkeit zu geben, aus vorhandenen Werkstoffen Behelfsheime in Selbsthilfe bauen zu lassen. Es waren einfache Miniatur-Eigenheime, frei stehend auf einem Grundstück, die in dieser Zeit nach strengen Regeln gebaut werden durften. Erst in den 1950er-Jahren wurde der anfängliche Verzicht auf gestalterische Maßnahmen erweitert, heute spricht man vom „wachsenden Haus“ in Privatgestaltung. Auf diese heutige Privatgestaltung richtet Pichl in der von Christine Nippe kuratierten Ausstellung ihr Augenmerk. Ihre Installation greift die Gestaltungsformen heutiger Bewohner*innen der „Behelfsheime“ in Ost- und Westberlin auf und schafft einen eigenen künstlerisch-installativen Raum.
Zusätzlich wird Andrea Pichl in der Schwartzschen Villa erstmalig ein größeres Konvolut ihrer Zeichnungsserie mit dem Titel Stasizentrale zeigen. Sie erstellte diese detailgetreuen Zeichnungen der Inneneinrichtung nach ihren eigenen Fotografien in den Räumen der ehemaligen Stasizentrale in Berlin-Lichtenberg. Es sind dabei neben der Büroeinrichtung von Erich Mielke ebenfalls bauliche Details zu sehen, wie ein Paternoster oder eine Sitzgruppe vor einer mit Holz getäfelten Wand. Die Künstlerin verdeutlicht mit ihren Zeichnungen die banale Gestaltung der Macht.
Ihr Ostberliner Hintergrund macht Andrea Pichl zu einer sensiblen Beobachterin übergeordneter gesellschaftlicher Transformationen in Ost- und Westberlin. Mit Hilfe von Ironie zeigt Pichl die Absurdität früherer ebenso wie gegenwärtiger Formen von Alltagsgestaltungen.

Schwartzsche Villa, Galerie
Eröffnung: Donnerstag, 9. Juni, 19-21 Uhr
Veranstalter: Fb Kultur Steglitz-Zehlendorf
Infos: 030 90 299 2302
Eintritt frei
www.kultur-steglitz-zehlendorf.de


10.06.2022 - 14.06.2022
10:00 - 18:00

Schwartzsche Villa
Grunewaldstr. 55
Berlin


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