Anfang Oktober waren fünf Vertreter der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf eingeladen, den Bezirk Songpa in Seoul zu besuchen, mit dem uns seit 2013 eine Städtepartnerschaft verbindet. Wir waren eingeladen, um am Hanseong Baekje Kulturfestival teilzunehmen, das die Tradition der gleichnamigen Ära der koreanischen Geschichte feiert. Das Königreich Baekje entstand 18 v.Chr. dort, wo heute Songpa liegt und gehörte zu den drei Königreichen Koreas, die schließlich im siebten Jahrhundert unter einer Herrschaft vereint wurden. Das Festival findet seit 1994 statt und umfasst Bühnenprogramm, Stände, Wettbewerbe und ähnliches, angesiedelt im olympischen Park der Spiele von 1988.
Am Mittag des 7. November trafen sich vier der Delegationsteilnehmer am Flughafen Tegel und flogen über Helsinki nach Seoul-Incheon, wo wir am frühen Morgen Ortszeit ankamen und unsere koreanischen Gastgeber sowie Herrn Hippe trafen, der von einer Privatreise durch Asien angekommen war. Bereits der erste Tag unserer Reise war mit vollem Programm versehen. Nach einem kurzen Stopp im Hotel fuhren wir ins Rathaus unseres Partnerbezirkes Songpa, zu dem seit 2013 eine Partnerschaft mit Steglitz-Zehlendorf besteht. Dort trafen wir die Bezirksbürgermeisterin Park Chun-hui und Vertreter ihrer Verwaltung, die uns herzlich willkommen hießen. Vor Ort konnten wir uns zudem ein eindrucksvolles Bild machen von der Dienstleistungsgesellschaft Koreas: Im Rathaus standen zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Besucher bereit, für Angelegenheiten wie etwa die Beantragung von Pässen gab es Schnellbearbeitungsstellen.
Vom Rathaus aus brachen wir auf zur großen neuen Attraktion Songpas. Seit 2011 wird im Herzen des Bezirks der Lotte World Tower errichtet, der bei Fertigstellung 2016 mit 555 Metern das sechsthöchste Gebäude der Welt sein wird. Wir erhielten die Möglichkeit, im Bauaufzug an der Außenfassade bis ins 101. Stockwerk zu fahren – Überwindung etwaiger Höhenangst wurde vorausgesetzt. Auf knapp 500 Metern Höhe konnten wir die Baustelle besichtigen und den atemberaubenden Blick über Seoul genießen.
Am Abend des ersten Tages fand eine offizielle Begrüßung der Steglitz-Zehlendorfer Delegation gemeinsam mit Vertretern von Songpas koreanischen Partnerstädten unter Leitung des stellvertretenden Bürgermeisters statt, bevor wir gemeinsam der Eröffnungsfeier des Festivals beiwohnten, das durch das Entzünden einer Flamme, ähnlich der olympischen Spiele, eingeläutet wurde bevor das Publikum in den Genuss von musikalischen Beiträgen von koreanischen Popsängern kam.
Am zweiten Tag unserer Reise wurde uns von unseren Gastgebern das alte und neue Seoul näher gebracht. Am Vormittag besuchten wir den Gyeongbokgung Palast. Diese 40 Hektar große Anlage diente seit dem 14. Jahrhundert als Sitz der Joseon Dynastie und ist in den vergangenen Jahren wiederaufgebaut worden, nachdem sie in der Zeit der japanischen Besatzung fast vollkommen zerstört worden war. Am Nachmittag machten wir uns in den hektischen kleinen Einkaufsstraßen Seouls ein Bild des alltäglichen Lebens der Stadt. Im Anschluss besuchten wir ein Geschichtsmuseum, das im großen Einkaufszentrum unterhalb des Lotte Towers liegt.
Der dritte Tag stand wieder ganz im Zeichen des Kulturfestivals. Nach einem Spaziergang über das Festivalgelände mit seinen vielen künstlicherischen und kulinarischen Eindrücken besuchten wir zwei weitere Museen im Olympiapark: Eines über die Geschichte des Königreichs Baekje und ein Museum für moderne Kunst. Ein weiteres Highlight folgte am Nachmittag: Wir erhielten eine Tour durch eine von mehreren Kinderbibliotheken des Bezirkes, wie sie überall in Seoul existieren. Neben der überaus kindergerechten Architektur beeindruckte uns vor allem das große Programm, das die Bibliothek, hauptsächlich mit der Hilfe von Freiwilligen, für die Kinder anbietet. Die Bereitschaft der Koreanerinnen und Koreaner zu freiwilliger Arbeit erschien uns bemerkenswert, so war auch unsere Dolmetscherin als Freiwillige mit uns unterwegs.
Der Sonntag, unser letzter Tag in Songpa, markierte das Ende des Kulturfestivals. Doch bevor wir den Abschlusszeremonien beiwohnten, besuchten wir das ebenfalls im Einkaufszentrum gelegene Aquarium Songpas. Von dort ging es weiter zur abschließenden großen Parade, bei der hunderte Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks in historischen Kostümen Perioden und Ereignisse der Zeit Beakjes nachstellten. Auch der einsetzende starke Regenschauer konnte der Begeisterung der Teilnehmenden und des Publikums keinen Abbruch tun. Schließlich endete das Festival am Abend wie es begann: Auf der Bühne gegenüber des Olympia-Tores erlebten wir eine weitere professionelle Show, bei der auch die Vertreter der neuseeländischen Stadt Christchurch, die bereits seit mehr als zwanzig Jahren eine Partnerschaft pflegt, auftraten. Sie hatten neben einer Māori-Tanztruppe auch Schülerinnen und Schüler des alljährlichen Austausches beider Kommunen auf der Bühne. Wir hoffen, bald Jugendlichen aus Steglitz-Zehlendorf die Möglichkeit zu dieser Erfahrung geben zu können und unsere Verbindung mit Songpa weiter zu stärken. Natürlich fehlte es auch nicht an den obligatischen Auftritten national bekannter Popsänger – in ausgelassener Stimmung sangen und tanzten Menschen jeden Alters mit.
Nach diesen eindrucksvollen Tagen fiel es uns umso schwerer, am darauffolgenden Morgen wieder den Heimflug nach Steglitz-Zehlendorf anzutreten. Für alle von uns stand fest: Es wird hoffentlich nicht der letzte Besuch in Korea gewesen sein.
Teilnehmer der Reise: Bezirksverordnete Torsten Hippe, Bernhard Lücke (CDU), Martin Kromm (SPD), Lukas Uhde (Bündnis 90/Die Grünen), Eric Lüders (Piraten)
Fotos: Bernhard Lücke