Die Zehlendorfer Jazz-Legende Coco Schumann

Coco Schumann (links) ca. 1942 im Standbad Wannsee

Eine Legende wird 90! Der Jazzmusiker Heinz Jakob „Coco“ Schumann spielte bereits in Jugendjahren Jazz und Swing – obwohl er noch minderjährig war auch in Berliner Clubs und Bars. Und gegen die Auffassung der damaligen “Reichskulturkammer” der Nazis, die derartige Musik schlicht für “undeutsch” hielt, prägte er den Satz:  “Wer den Swing in sich hat, der kann nicht mehr im Gleichschritt marschieren …” Durch seine jüdische Mutter darüber hinaus auch noch als “Geltungsjude” eingestuft wurde er 1943 verhaftet und in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Dort wiederum kam er in Kontakt zu anderen Musikern und spielte wiederum Jazz und Swing – diesmal mit ausdrücklicher Billigung der Nazis, die Theresienstadt als “Vorzeigelager” inszenieren wollten, um der Weltöffentlichkeit ihre Harmlosigkeit zu demonstrieren. Im dort gedrehten Propagandafilm “Theresienstadt – Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet” spielt Schumann den Schlagzeuger der “Ghetto Swingers”.

Der September 1944 brachte für Schumann dann aber die Verschleppung nach Ausschwitz-Birkenau und später weiter in ein Außenlager des KZs Dachau. Schon auf einem Todesmarsch befindlich wurde er zu Kriegsende von den Amerikanern befreit und kehrte nach Berlin zurück.

Hier nahm er seine Auftritte wieder auf, komponierte, war im Radio zu hören, nahm Schallplatten auf  und war dabei einer der ersten deutschen Musiker, die E-Gitarre spielten. Sogar in einen Heinz-Erhardt-Film führte sein Weg: in “Witwer mit fünf Töchtern” ist er der Gitarrist in einer Rock’n’-Roll-Band.

In den 1980er Jahren zog er sich dann langsam von öffentlichen Auftritten zurück. Er wohnt seit über 40 Jahren in Zehlendorf, von wo aus er in den 90er Jahren erneut eine Band startete: das “Coco Schuman Quartett” und 1997 seine Autobiographie “Der Ghetto-Swinger” veröffentlichte, aber dazu klar sagt: „Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat. Kein KZ-ler, der Musik macht“

Im Rahmen der Ausstellung “Wir waren Nachbarn” im Rathaus Schöneberg, in der auch Coco Schumanns Biographie gezeigt wird, wird es am 14. Mai eine musikalisch-literarische Veranstaltung zu seinem 90. Geburtstag geben.

Über Carsten Berger

Mitarbeiter der BVV Steglitz-Zehlendorf für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied Kulturausschuss Steglitz-Zehlendorf, Herausgeber KulturInSZ.de Kontakt: info[at]KulturInSZ.de, Twitter: @KulturInSZ
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