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Mit Luna Ali, Maryam Aras, Olivier David, Miedya Mahmod und Katharina Warda
Kuration: Şeyda Kurt und Freda von dem Bussche
Hass ist allgegenwärtig in einer Zeit, in der gesellschaftliche Antagonismen auf allen Seiten überdeutlich zutage treten. Oft wird dem Hass der einen die vermeintlich vernünftige und gemäßigte Haltung der anderen gegenübergestellt. Diese enge Perspektive wollen wir heute Abend aufbrechen: Für Şeyda Kurt ist »Hass« (HarperCollins, 2023) auch ein widerständiges, emanzipatorisches Gefühl mit dem Potenzial, Raum für Veränderung zu schaffen. Zu hassen, begreift sie – wie die Fähigkeit, „Nein“ zu sagen, frei nach Susan Sontag – als Bedingung zu verstehen, als radikale Infragestellung von scheinbar Unumstößlichem.
Sie hat Luna Ali, Miedya Mahmod und Olivier David sowie Katharina Warda und Maryam Aras eingeladen, mit ihr zusammen auf drei Bühnen die verschiedenen Spielarten des Hasses und anderer Gesten der Unversöhnlichkeit zu erkunden. In seinem Essay »Von der namenlosen Menge« (Haymon, 2024) öffnet Olivier David das Archiv eines Körpers in einem brutalen Kapitalismus, in dem sich durch die Gewalt körperlicher Arbeit Wut, Zynismus und Hass Bahn brechen. „Ich persönlich habe nichts gegen Reiche, ich hasse sie nur“, so David. Wohin nun, will er wissen, mit seinem Hass auf ein System, das uns entfremdet, bedroht und ermordet?
In ihrem Debütroman »Da waren Tage« (S. Fischer, 2024) erzählt Luna Ali die Geschichte einer Entrückung des Selbst, der Worte und Gefühle. Sie zeichnet nach, wie sich die Gewalt, der Hass aber auch die Sehnsucht nach Klarheit in die Sprache ihres Protagonisten Aras einschreiben. Der politische Widerstand im Exil, dem sich Aras verschreibt, ist eine Jagd und zugleich Einverleibung der Gespenster des syrischen Bürger∙innenkrieges.
„als die Gänge Angst wurden und die Züge Angst wurden und jeder Raum von Angst begrenzt wurde, als du Unrecht hattest, als du aus dem Fluss in den Nebel gestiegen, als du noch etwas dazu verloren hast / als ihr euch Frieden verspracht /als das Schreien der Kinder über die Reden der Eltern wuchs“, heißt es in Miedya Mahmods Wettbewerbstext beim diesjährigen Bachmannpreis. Auch Mahmod übt sich in der Entrückung und dem unversöhnlichen Anschreiben gegen die Normalität von Ausbeutung, Gewalt und angeblich unüberwindbaren Antagonismen.
Die Literaturwissenschaftlerinnen Katharina Warda und Maryam Aras sowie Şeyda Kurt moderieren die Gespräche mit den Autor∙innen.
https://lcb.de/programm/casino-der-radikalen-gefuehle/
25.09.2024
19:30 - 21:00
Literarisches Colloquium Berlin (LCB)
Am Sandwerder 5
Berlin