Rudi Dutschke (1940-1979) war der bekannteste Anführer und Aktivist der später als “68er” bekannten Studentenbewegung der 60er Jahre. An der Freien Universität eingeschrieben gründete er 1962 mit Bernd Rabehl die Berliner Gruppe der “Subversiven Aktion”, die 1965 gemeinsam in den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) eintrat.
Ab 1966 organisierte er in diesem Rahmen den Vietnamkongress in Frankfurt mit, ein zentrales Treffen der außerparlamentarischen Linken und ihrer Vordenker jener Zeit. Die Freie Universität verlängerte Rudi Dutschkes Arbeitsvertrag als wissenschaftlicher Assistent in der Folge nicht.
Mit der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorgs während einer Demo durch einen Polizisten am 2. Juni 1967 intensivierte sich der Protest der außerparlementarischen Opposition: Sitzblockaden folgten und Dutschke war Initiator der “Kritischen Universität”, einer Gegenuniversität nach Vorbild von Berkeley auch an der Freien Uni Berlin, an der die Studenten und Studentinnen selbstorganisiert in Arbeitskreisen lernen sollten. Der Akademische Senat der Freien Uni lehnte dies letztlich jedoch ab. Im Gegenzug gründete Dutschke mit weiteren Mitstreitern das Internationale Nachrichten- und Forschungs-Institut (INFI), das in der Folge auch einen Vietnamkongress an der TU Berlin organisierte und durchführte. Zentrales Thema Dutschkes war immer die Befreiung des Individuums von gesellschaftlichen Zwängen.
Eine große Demonstration gegen den amerikanischen Einsatz in Vietnam und für eine Zerschlagung der NATO, die zur McNair-Kaserne in Lichterfelde verlaufen sollte, sagte Dutschke kurzfristig ab, da die Amerikaner offen mit Schusswaffengebrauch drohten.
Am 11. April 1968 wurde Dutschke auf dem Kurfürstendamm von einem rechtsnationalen Hilfsarbeiter angeschossen und erlitt schwere Hirnverletzungen. Er musste erst mühsam wieder sprechen lernen und zog mit Frau und Kindern über Schweiz, Italien und Großbritannien schließlich nach Aarhus/Dänemark, wo er an der soziologischen Fakultät der Uni als Dozent arbeitete.
1973 kehrte er nach Deutschland zurück, schloss seine Dissertation ab und erhielt ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der FU, was er jedoch nicht annahm, sondern sich weiterhin politisch betätigte und z.B. Vortragsreisen unternahm. Er nahm ferner an Anti-Atomkraft-Demos teil und wurde Gründungsmitglied der Berliner Grünen.
Am 24. Dezember 1979 verstarb er an den Spätfolgen des Hirnschadens durch das Attentat und wurde auf dem St.Annen-Kirchhof in Dahlem (Königin-Luise-Straße 55, 14195 Berlin, Ehrengrab in der Reihe 28) unter großer Anteilnahme von 6000 Trauergästen beigesetzt.
Direkt am Hauptgebäude der Freien Universität ist der Rudi-Dutschke-Weg nach ihm benannt.
Buchtipp:
- Gretchen Dutschke-Klotz: “Wir hatten ein barbarisch schönes Leben” (Große Dutschke-Biographie seiner Frau)