Der Titania-Palast gestern und heute: Mein Leben in Steglitz

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Der Titania-Palast in den 1960er Jahren (Foto: privat)

Seit meinem 9. Lebensjahr bin ich regelmäßig 1 x in der Woche nach Nikolassee mit meiner Schwester zum Ballett gefahren. Die Fahrt in der S-Bahn war immer aufregend.
Die Sitze waren noch voll in schönem hellen Holz und es gab ein sogenanntes Mutter/Kind Abteil. Wenn wir alleine waren, war das unser „Aufwärmraum“ und wir turnten an den Stangen was das Zeug hält.

Als 1961 die Mauer gebaut wurde, war´s erst einmal vorbei mit der S-Bahn. Die ersten Wochen fuhr nun ein Reisebus nach Nikolassee, auch das war sehr aufregend. Denn mit einem Reisebus durch Berlin, das hatte was! Später gab es dann eine richtige BVG Linie bis irgendwann wieder die Wannseebahn fuhr. (Ich weiß aber nicht genau, welche Fortbewegungsmittel wann und wie lange eingesetzt wurden).

Die Schlossstr. wurde immer moderner und war auch schon zu meiner Zeit ein beliebte Einkaufsstr.

Im Titaniapalast war zu ebener Erde die Bewag zuhause, mit einem großen Küchenstudio. Im Haus gab es einen großen Theatersaal, in dem ich zu Weihnachten (1962) meinen ersten richtig großen Ballettauftritt hatte. Es wurde das Märchen „Peterchens Mondfahrt“ gespielt und fast alle Ballettmädchen waren dabei. Ich war ein Engel auf der Engelwiese mit einem richtig kleinen Licht am Haarreif. Das fand ich besonders toll. Es klappte auch, dass alle Engel zur gleichen Zeit das Licht an-oder ausknipsten. Außerdem spielte ich eine Biedermeierpuppe auf der Puppenwiese. Groß verändern musste man mich nicht, denn ich hatte einen richtig blonden Lockenkopf, das passte wirklich und ich weiß nur, dass mich viele deshalb bewunderten (ich fand´s eher lästig, weil das Kämmen tat mir immer weh). Wir haben ca. 10 x das Märchen unter der strengen Regie unserer Ballettlehrerin (Frau Karola Krauskopf) und dem sogenannten „Onkel Tobias vom Rias Berlin“ (der das ganze Gegenteil von streng war) aufgeführt und bekamen 3, – DM pro Auftritt. Für mich war das richtig viel Geld, was ich auch behalten durfte.

Ein (oder waren es 2?) Jahr/e später war das Märchen Dornröschen dran. Die gleiche Aufregeung vor jedem Auftritt. Wir haben bei der Hochzeit getanzt und ich war auch noch ein Page im Hof. Dafür bekamen wir 5, – DM pro Auftritt. Auch dieses Geld durfte ich behalten und habe mir davon meine ersten Schlittschuhe vom eigenen Geld gekauft. Das war mein sehnlichster Wunsch und ich war stolz wie Bolle als sie endlich hatte. Wo ich dann Schlittschuh gelaufen bin weiß ich nicht mehr, aber jede freie Minute im Winter war ich irgendwo aud dem Eis.

Zum Ballett bin ich noch bis 1968 regelmäßig gegangen, obwohl ich da schon einige andere Sportarten (z.B. Leichtathletik und Handball) ausprobiert habe. Dem Handball bin ich bis heute treu geblieben.

Der Titania-Palast 2012 (Foto: Wikipedia)

Heute ist mir der Titaniapalast eher fremd, weil die Kinoetage finde ich immer noch irgendwie gewöhnungsbedürftig. Aber wie heißt es so schön: the show must go on!

Heute eben nicht live, sondern von der Filmrolle.

Evelyn Weber
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