Atelierhaus Dahlem – eine Baustellenbesichtigung

Es ist wuchtig, was in den Jahren 1938-42 für einen der Lieblingsbildhauer des Nazi-Regimes in den Grunewald gesetzt wurde: ein „Staatsatelier“ für Arno Breker (1900-1991). Hohe Atelierhallen. Hebebühnen. Schienen zum Transport weit überlebensgroßer Skulpturen, die Reichskanzlei, Propagandaministerium, Wehrmachtsbauten und andere Prunkgebäude schmücken sollten. Drumherum: Zwanzig weitere Atelierbauten für privilegierte Künstler des Regimes.

Arno Breker (links) mit NS-Baumeister Albert Speer (Bild: Wikipedia / Jos43)

Der Bau letzterer wurden nicht mehr umgesetzt und auch Breker nutzte sein Atelier kaum. Er zog es vor, auf seinem Rittergut nahe Wriezen zu bleiben, welches er zu seinem 40. Geburtstag von Hitler als Geschenk erhielt. So entging er auch den Bomben, die nahe dem Atelierhaus fielen und es beschädigten.
Nach dem Krieg wird die Geschichte des Hauses verworrener: zunächst hielten sich kurz russische Soldaten dort auf, dann die Einheit des US-Militärs, welche für die Lizensierung von Kulturinstitutionen und -publikationen im Nachkriegsdeutschland zuständig war. Aus der Korrespondenz geht hervor, dass Werke Brekers von den US-Soldaten noch vorgefunden wurden – danach verschwanden sie und tauchen heute bisweilen bei Sammlern auf.

Foto 18.11.14 12 04 02Nach dem Abzug der Militäreinheit fiel das Gebäude zunächst ans Land Berlin, welches sich bei Kunsthochschule Weißensee und Steinmetzinnung mühte, sie als Nutzer zu gewinnen. Doch ganz geheuer war das wohl aus verschiedenen Gründen nicht – schließlich zog der Breker-Schüler Bernhard Heiliger (1915-1995) in einen Atelier-Flügel und die zugehörigen Wohngebäude. Den anderen Flügel nutzten verschiedene, auch internationale Künstler. Nach dem Tod Heiligers wurde die Heiliger-Stiftung Nutzer seines Flügels.

Heute wird hier im Auftrag des Landes Berlin ein Rück- und Umbau vorgenommen, der im Sommer 2015 abgeschlossen sein soll. Moderne Ausstellungsräume, Veranstaltungsräume und auch ein Cafe sind das Ziel. Die erste Ausstellung wird sich mit der Bildhauerei in Deutschland 1945-55 befassen.

Die Baustelle am 18.11.14

Die Baustelle am 18.11.14

 

Foto 18.11.14 12 05 41Die Leiterin des Hauses, Frau Schöne, freut sich aber schon bis dahin über Interessenten zur Geschichte des Ensembles und eventuell noch vorhandenes Quellenmaterial wie Schriften oder Bilder. Auch einzelne Führungen können auf Wunsch und wegen der Baustellensicherheit in kleinerem Rahmen stattfinden. Schülerprojekte und ein Fotoworkshop des Arndt-Gymnasiums laufen bereits, eine Veranstaltung der TanzTangente ist in Planung.

Nähere Infos unter:
http://kunsthaus-dahlem.de

Über Carsten Berger

Mitarbeiter der BVV Steglitz-Zehlendorf für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied Kulturausschuss Steglitz-Zehlendorf, Herausgeber KulturInSZ.de Kontakt: info[at]KulturInSZ.de, Twitter: @KulturInSZ
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