Doppelhelix Berlin – Die einst unbequemen Denkmale der Nachkriegsmo- derne auf dem Weg zum Weltkulturerbe
Die Stadtlandschafts-Safari 2013 präsentiert die großen Nachkriegsprojekte in Ost und West und spannt den Bogen von der Wohnzelle Friedrichshain, der Bebauung an der Weberwiese geht und der Studentenstadt Biesdorf zum Hansaviertel der Interbau und dem Studentendorf Schlachtensee.
„Nach dem Zweiten Weltkrieg war das geteilte Berlin der Hauptschauplatz des Kalten Krieges. An keinem anderen Ort der Welt hat die politische Konfrontation zwischen Ost und West so deutliche Spuren in Architektur und Städtebau hinterlassen wie in Berlin. Die Konkurrenz der beiden konträren Gesellschaftssysteme führte in Berlin bereits vor
dem Mauerbau 1961 zu einem einzigartigen Wettstreit in Städtebau und Architektur. Über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren entstanden im ständigen Wechselspiel von Bau und Gegenbau nach Plänen renommierter Architekten beider Seiten einzigartige Wohnquartiere und Stadtensembles – im Ostteil der Stadt an der Karl-Marx-Allee (vormals Stalinallee) und im Westteil der Stadt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 (Hansaviertel, Corbusierhaus am Olympiastadion, Kongresshalle im Tiergarten, Akademie der Künste). Beiderseits des Brandenburger Tores an der großen Ost-West-Achse gelegen, repräsentieren sie in einmaliger Prägnanz, Dichte und Qualität die beiden seinerzeit international relevanten und durch die jeweiligen Besatzungsmächte geförderten Strömungen von Architektur und Städtebau der Nachkriegszeit: das östliche Leitbild eines regional-historistischen Bauens («sozialistisch im Inhalt, national in der Form») und das westliche Leitbild der Internationalen Moderne und der offenen Stadtlandschaft.
Was einstmals als konfrontativer Städtebau entstand und unerbittliche Konkurrenz ausdrückte, kann heute – nach der Systemkonfrontation und mit kritischem Blick auf regionalen Historismus und internationalen Modernismus – als gemeinsames Kulturerbe des ehemals geteilten Europas im wiedervereinten Berlin erschlossen und vermittelt werden.“ (aus der Antragsbegründung der Weltkulturerbeinitiative des Bürgervereins und der Henselmann Stiftung)