Stille Heldin aus Steglitz-Zehlendorf: Lucie Strewe

Beschluss StreweIn der heutigen Sitzung des Bildungs- und Kulturausschusses war wieder einmal Lucie Strewe ein Thema. Zu Zeiten des Nationalsozialismus versteckte und half die Zehlendorferin jüdischen Verfolgten.

Lucie Strewe (* 30.06.1887) führte von Anfang an ein ungewöhnliches Leben gegen die Konventionen ihrer Zeit: als “höhere Tochter” eines Richters in Fulda geboren, zog sie bereits 18jährig nach Frankfurt, um sich dort für Frauenrechte zu engagieren, dann mit 20 setzt sie sich mit ihrem Mann nach China ab, da er der Familie nicht passt. Zwölf Jahre später -also 1943- kehrt sie mit ihm nach Deutschland zurück – direkt ins Nazi-Regime, von dem zahlreiche hohe Vertreter (wie auch Gegner) in Zehlendorf wohnen (vgl. Artikel zu Wilhelm Canaris, verfolgten KommunalpolitikerInnenPlatzbenennung nach Ehepaar Flatow, Forschungen zur Regionalgeschichte durch Heimatmuseum Zehlendorf und Dirk Jordan).

Bereits bald nach 1933 hilft sie aber schon rassisch Verfolgten der Nazis und setzt dieses im Regime lebensgefährliche Engagement verstärkt fort, als sie nach Zehlendorf zieht. Damit rettet sie zum Beispiel Josef Scherek das Leben, der -zuvor Leiter des Warenhausbereiches der Familie Karstadt- aufgrund seiner halbjüdischen Abstammung verfolgt wird und sich in den Sommermonaten auf seinem Paddelboot im Schilf am Wannsee versteckte und im Winter im Haus von Lucie Strewe in der Spanischen Allee 84 und anderen Quartieren, die sie besorgte. Wäre diese Hilfeleistung ruchbar geworden, wäre Lucie Strewe damit zum Tode verurteilt worden. Sie steht damit aber auch exemplarisch für 66 weitere “Unbesungene Helden” (und Heldinnen!) aus Zehlendorf, die eine Datenbank des Berliner Senats zu diesem Thema für Zehlendorf auflistet.

Konkret ging es im heutigen Ausschuss um die Errichtung einer Gedenktafel für Lucie Strewe für den für sie zu benennenden Platz Ecke Busseallee/Fischerhüttenstraße, der einige grundsätzliche Informationen zu ihrem Leben und ihrem Einsatz für die Verfolgten der Nazis bietet.

Sie starb 1981 hochbetagt, nachdem sie noch eine Asienreise und tägliches Schwimmen in der Krummen Lanke absolvierte. Ihr Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.

Die Platzbenennung -mit Angehörigen Lucie Strewes, die in Australien und Neuseeland wohnen- wird voraussichtlich am 18. Mai 2018 stattfinden.

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Über Carsten Berger

Mitarbeiter der BVV Steglitz-Zehlendorf für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied Kulturausschuss Steglitz-Zehlendorf, Herausgeber KulturInSZ.de Kontakt: info[at]KulturInSZ.de, Twitter: @KulturInSZ
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