Wie auch bei uns hier immer wieder berichtet, tobt die Diskussion um die Nachnutzung des Museenkomplexes Dahlem an der Lans-/Taku-/ Iltisstraße schon einige Jahre: Hintergrund ist der Umzug großer Teile des bisherigen Ausstellungsbestandes ins neue Humboldtforum und damit das Freiwerden von ca. 56.000 qm Fläche. Auch der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses befasste sich auf seiner jüngsten Sitzung mit dieser Thematik.
Die Sitzung des Kulturausschusses brachte dabei keine abschließenden Ergebnisse, deutlich wurde aber, dass ein zunächst geplanter Standort für ein zentrales Magazin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Friedrichshagen, in das große Teile der Dahlemer Bestände umziehen sollten, nicht bzw. nicht in absehbarer Zeit realisiert werden wird. Ebenso wird das Museum europäischer Kulturen nicht wie geplant in das Humboldtforum umziehen, sondern in Dahlem verbleiben und damit auch die freiwerdende Fläche einschränken. Ferner wurde angekündigt, dass die Stiftung bis zum Sommer ihre eigenen Planungen soweit konkretisieren will, dass sie der Öffentlichkeit im Rahmen einer Veranstaltung vorgestellt werden können. Eine Potentialanalyse soll hier Aufschluss geben, was und auf wieviel Fläche neben der Kernnutzung durch die Stiftung eingebracht werden könnte.
Heute im Kulturausschuss des AGH: Besprechung zur Nachnutzung Dahlemer Museen. #steze #bvvsz pic.twitter.com/kEd5rfm3dn
— Lukas Uhde (@grafnase) June 12, 2017
Die Vorschläge, die ich bisher von verschiedenen Seiten in Laufe der Diskussion wahrgenommen habe, sind dabei:
- Abgussmuseum: In verschiedenen Berliner Museen -häufig auch in nichtöffentlichen Magazinen dieser- lagern Abgüsse von Skulpturen (z.B. http://www.abguss-sammlung-berlin.de) und architektonischen Details z.B. von Hausfassaden, deren Originale teils lange zerstört sind. Diese könnten an einem Ort zusammen und öffentlich gezeigt werden.
- Architekturmuseum: Architekturmuseen führen in Deutschland im Gegensatz zu leuchtenden Beispielen wie Paris oder Moskau ein Schattendasein auf meist zu kleinen Flächen. Ein Architekturmuseum im Museenkomplex Dahlem hätte für Berlin den Charme, das man dort auch Veranstaltungen stattfinden lassne könnte, auf denen die Berliner Stadtgesellschaft über die planerische Zukunft Berlins beratschlagt, sich also insgesamt ein Architekturforum ergibt, wie es die bisherigen Räumlichkeiten in der Senatsverwaltung für Stadtplanung nicht bieten können.
- Artothek: Viele zeitgenössische bildende Künstler und Künstlerinnen hinterlassen bei ihrem Tod bedeutende Werke, die in private Keller oder Böden wandern und dort unter schlechten Lagerbedingungen der Öffentlichkeit entzogen sind. Eine Artothek im Museenkomplex könnte diese ausstellen und auch die Möglichkeit bieten, diese z.B. für Praxen oder Geschäftsräume für einen bestimmten Zeitraum gegen Gebühr auszuleihen. Damit würden auch kleinere finanzielle Einnahmen entstehen.
- Zukunftsmuseum: Bereits früh in der Debatte wurde die Idee eines Zukunftsmuseums besonders von Seiten der nahen Freien Universität eingebracht: In aufeinander folgenden Stationen (“1. die Welt in 10 Jahren”; “2. die Welt in 20 Jahren”, und so weiter) könnte hier völlig interdisziplinär, aber wissenschaftlich fundiert ein Blick in die Zukunft geworfen werden, was selbst wiederum wichtige Entwicklungsimpulse für die beteiligten WissenschafterInnen bieten würde.
- Europäisches Kulturforum: In seinem “Dahlemer Apell” (www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/steglitz-zehlendorf/dahlemer-appell-fordert-eine-internationale-kulturelle-nachnutzung-der-dahlemer-museen-alles-ausser-mitte-existiert-nicht/14442526.html) von 2016 forderte der Verein “Wir-in-Europa e.V.” unter seinem Vorsitzenden Guy Féaux de la Croix eine Nutzung des Museenkomplexes für internationalen Kulturaustausch und wechselnde Ausstellungen in diesem Kontext.
- Studentisches Wohnen und Clubkultur: Eine Idee, die vor allem auch der damalige Kulturstaatssekretär Renner bei einem Gespräch im November 2014 in die Debatte einbrachte: zusammen mit der direkt benachbarten Freien Universität einen besonders für StudentInnen attraktiven Wohn- und Clubcampus zu schaffen, eine Art studentische “Dahlemer Mitte”.
- Ateliers junge Künstler: Der Museenkomplex oder Teile könnten auch jungen Künstlern -gerade aus der Provinz- zu Wohnen, Arbeiten und Ausstellen zur Verfügung gestellt werden, um hier einen Impulsgeber für die Kultur insgesamt zu schaffen.
- Forschungscampus mit passender Mischnutzung: Von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz selbst kommt der Ansatz eines Forschungscampusses mit weiteren Angeboten auf frei werdenden Teilflächen. Unter anderem wären also die hier aufgeführten Ideen dafür zu bedenken.
- Weitere Ideen? Haben wir hier etwas nicht aufgeführt, was schon in der Diskussion ist oder eine weitere gute Alternative bieten könnte? Gerne in die Kommentare unter diesem Artikel posten.
Die bisherige Krux dabei war besonders auch der mangelnde Informationsfluss: Mein Antrag im bezirklichen Kulturausschuss dazu datiert bereits aus 2013 und die amtliche Antwort darauf (“Das Bezirksamt hat sich mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Verbindung gesetzt und wird zu Gesprächen über die Nachnutzung der Dahlemer Museen eingeladen. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Das Bezirksamt wird im zuständigen Ausschuss unaufgefordert über die weitere Entwicklung berichten. Wir bitten, den Beschluss damit als erledigt zu betrachten.“) zeigte damals wenig Ambitionen zu inhaltlich-visionärer Arbeit, was sich nun hoffentlich ändert.
Nicht vergessen werden darf aber bei allen Ideen, dass der Hausherr aktuell die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist. Deren Präsident Parzinger ließ dazu aber zumindest schon mal wissen:
Die Türen am Museumsstandort Dahlem bleiben offen https://t.co/a8E9ie0UTl — Hermann Parzinger (@hparzinger) June 14, 2017
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