TAGESSPIEGEL: “Was tun mit dem Mäusebunker?: Die Ästhetik-Debatte um die Brutalismus-Ikone muss endlich enden”

Ein Kommentar von Nikolaus Bernau
31.03.2025, 13:11 Uhr

Am „Brutalismus“ – ein ziemlich vager Begriff – scheiden sich die Geister. Die einen finden schon die Idee absurd, nackten Stahlbeton als „schön“ zu brachten. Wenn man mit ihm bei Infrastrukturbauten wie Brücken leben muss – es sei. Aber doch nicht im öffentlichen Bauen, im Wohnungsbau gar.

Die anderen verteidigen eisern das oft raffinierte Zusammenspiel von grob und fein bearbeiteten Materialien wie Ziegel, Holz, Stahl und Beton, das eigentlich das Signal für „Brutalismus“ sei. Sie preisen diese Bau-Skulpturen mal mit geschlossenen Fronten, mal mit schattenreichen Öffnungen für Durchgänge, Balkonen und Türmen als Kunstwerke.

Kaum an einem anderen Bau-Thema kann man sich derzeit so streiten wie über „den Brutalismus“. Wobei nicht übersehen werden darf: Auch Debattenthemen sind der Mode unterworfen. Bis in die 1950er hasste man den historistischen Stuckschmuck, in den 1970ern den Nierentischschwung der 1950er, und immer wurde die Denkmalpflege beschuldigt, sich vor „hässliche“ Bauten zu stellen.

Die ästhetisierende Debatte hat kaum je weitergeholfen, die Funktionalististische schon: Wozu brauchen wir diese Häuser heute?

Partyort, Pilzfarm, Kletterhalle?

Genau dieser Streit ist zu erhoffen am kommenden Freitag in der Galerie Aedes im Pfefferberg. Ab 19 Uhr sollen die Architektin Elisabeth Endres, die Fotografin Kay Fingerle, Landeskonservator Christoph Rauhut und der Herausgeber Ludwig Heimbach die Aufsatzsammlung zu den Berliner Brutalismus-Ikonen „Mäusebunker und Hygieneinstitut“ als „Versuchsanordnung“ debattieren (Iovis-Verlag, 2025, 408 S., 42 Euro). Hoffentlich ist man sich nicht zu einig.

(Weiterlesen: https://www.tagesspiegel.de/kultur/burtalismus-ikone-was-tun-mit-dem-mausebunker-13454425.html)

 

Über Carsten Berger

Mitarbeiter der BVV Steglitz-Zehlendorf für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied Kulturausschuss Steglitz-Zehlendorf, Herausgeber KulturInSZ.de Kontakt: info[at]KulturInSZ.de, Twitter: @KulturInSZ
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